Welche Bedürfnisse habt ihr?
Warum es unseren Kindern dient, wenn wir uns und unseren beruflichen Weg wichtig nehmen
Man könnte meinen: Geht es meinem Kind gut, so geht es auch mir gut. Vielleicht ist es aber genau anders herum: Geht es mir gut, so geht es auch meinem Kind gut. Ich tendiere zu Letzterem. Denn wir Eltern und Betreuungspersonen sind die Basis für unsere Kinder. Sie brauchen uns als ihr Fundament, um darauf wachsen zu können. In den ersten Lebensjahren gilt das besonders. Insbesondere Mütter stellen ihr Erwerbsleben zu Beginn hinten an. Wie ich in der voran gegangenen Ausgabe der „Landknirpse“ an dieser Stelle bereits beschrieb, brauchen uns unsere Kinder für eine sehr lange Zeit in ihrem Leben (neueste Forschungen sagen: bis zum 24. Lebensjahr!).
Was aber brauchen wir Großen, um liebevoll und klar für die Heranwachsenden da sein zu können? Wie füllen wir unsere Akkus wieder auf?
In dieser Kolumne geht es um die oft gestellte Frage, wie Beruf und Elternsein unter einen Hut zu bekommen sind. Lasst uns Vorbilder sein für unsere Kinder, indem wir gerade auch in dieser Frage die eigenen Bedürfnisse und den eigenen Lebensweg ernst nehmen!
Vielleicht hatten wir in unseren eigenen Eltern keine guten Vorbilder dafür? Vielleicht waren sie vor allem für die Familie da und haben sich selbst und die eigenen Bedürfnisse gänzlich zurückgenommen? Vielleicht haben sie ihr natürliches Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, Wirksamkeit und Anerkennung nicht in einer Arbeit realisiert, sondern beim Kümmern um uns? Haben sie uns dadurch möglicherweise Freiräume genommen? Oder aber waren sie gar nicht für uns da, sondern nur für den Beruf?
Kinder lieben es, wenn ihre Bezugsmenschen freudig und inspiriert im Leben stehen UND so für sie da sind, wie sie es altersgemäß brauchen. Es bringt deshalb wenig, wenn Eltern sich aufopfern und auf ein erfülltes Berufsleben verzichten.
Wo also liegen deine ganz persönlichen beruflichen Stärken, deren Verwirklichung dir viele Bedürfnisse erfüllt und dich zufrieden macht? Was braucht es für dich an Ausgleich, damit du dein Elternsein so richtig genießen kannst und gerne für deine Kinder da sein magst?
Ich lade dich zu einem kleinen Bedürfnis-Check ein: Wie voll sind deine „Bedürfnis-Gläser“? Das ist für mich eine wundervolle Übung aus der Methode der Gewaltfreien Kommunikation, die ich immer wieder gern mache. Ich staune dann oftmals über die unbewussten Dinge, die dabei ans Licht kommen.
Aufgabe: Zeichne in die hier vorgeschlagenen Bedürfnis-Gläser mit einem Stift ganz intuitiv Pegel-Linien zu der Frage: Wie erfüllt ist mein Bedürfnis etwa nach finanzieller Sicherheit? Ist das Glas leer oder voll oder dreiviertel voll?
Finanzieller Sicherheit – Wirksamkeit – Kreativität – Beteiligung – Inspiration – Anerkennung – Zugehörigkeit
→ Gläser …
→ Grafik einfügen, die ich noch erstelle … bzw.
Malt euch auf Papier ein paar Gläser, unter die ihr das jeweilige Bedürfnis schreibt.
Schaue dir dann an, wie verschieden die Dinge liegen können. Welches Bedürfnis-Glas ist ziemlich voll? Welches ist total leer? Fühle die damit verbundene Trauer, Freude oder Verzweiflung. Nehmen wir einmal an, dein Bedürfnis-Glas zum Thema Inspiration ist ganz leer. Du darfst nun kreativ werden und dir ganz freies Denken erlauben. Vielleicht unterstützt es dich, auf einen Spaziergang zu gehen, bei dem du dieses Thema innerlich bewegst. Du könntest zudem liebe Freunde um Ideen bitten, wie sich deine Inspiration erneuern lässt und sie fragen, welche Gaben sie in dir angelegt sehen.
Oder du könntest dich informieren, welche beruflichen Wege dir offenstehen, gerade jetzt, wo du Kind und Arbeit vereinbaren musst. Welche Jobangebote gibt es, die deine Bedürfnissen z.B. nach Anerkennung und finanzieller Sicherheit befriedigen können, ohne auf dein Bedürfnis nach Familie verzichten zu müssen? Das könnte eine Arbeit in Teilzeit, mit flexiblen Arbeitszeiten oder aber Freiberuflichkeit sein. Vielleicht so, wie die Herausgeberin der „Landknirpse“, Carola Bänder, selbstständig wurde, als ihre Kinder klein waren? Sollte ich dich beraten, würde ich dir empfehlen, einen spannenden Elternkurs zu besuchen, um inspiriert zu werden, frischen Schwung und neue Ideen auch in deinen Familienalltag zu bekommen.
Viel Freude bei diesem kleinen Forschungsprozess in dein Inneres!